Botanische Ostereier, natürlich bunt gefärbt!
DIY: Eierfärben zu Ostern mit Naturfarben
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Silja / 30. März 2023 /
Kulinarik /
Tradition Ostereier mit Botanikmuster & Farbstoffen aus der Natur selber machen!
Ostern mit seinen vielen Osterbräuchen in Salzburg nähert sich in großen Schritten und damit ist natürlich auch das Färben von Eiern ganz fest verbunden! Oft werden hierfür synthetische Farbstoffe verwendet. Sie liefern kräftige, knallige Farben, aber es geht auch anders!
Zum Färben von Eiern können ganz wunderbar Pflanzenfarbstoffe aus der Natur genutzt werden. Zur Herstellung des Farbsuds, in dem die Eier schließlich gekocht werden, kann man unterschiedliche Pflanzen und Pflanzenteile verwenden. Farben können z.B. aus Wurzeln, Blättern, Blüten oder Früchten gewonnen werden. Natürlich gefärbte Eier haben blassere, zartere Farben und wirken viel natürlicher. Wenn man sich im Frühling in der Natur umschaut, kann man dort vergleichbare Töne finden.
Mittels frisch gesammelter Blätter von Frühlingskräutern kann man den Eiern noch ein sehr hübsches und dekoratives Botanikmuster verleihen. Für das Färben mit natürlichen Pflanzenfarben und das Aufbringen von Blattmustern braucht es zwar etwas Zeit, aber es lohnt sich allemal! Allein der Moment, in dem man das Ei aus dem Sud hebt, das Blatt abzieht und sich jedes Mal ein ganz individuelles kleines Kunstwerk zeigt, ist ganz besonders!
Jedes Ei ein Unikat
Ich färbe bereits seit Jahren mit Naturfarben. Jedes Jahr ist wieder ein Ei schöner als das andere und kein Ei gleicht dem anderen, jedes ist ein Unikat. Diese natürlichen Ostereier zieren die Ostertafel ohne Kitsch und sind wunderschöne Hingucker. Sie lassen sich wunderbar in die Osterdeko aus Naturmaterialien integrieren und machen sich auch gut als Ostergeschenk im Nest.
Nicht zuletzt muss man sich bei den natürlichen Farben keine Gedanken um mögliche gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe machen. Das allein ist schon ein guter Grund, sich die Zeit zu nehmen, denn die braucht es, und der Kreativität ihren freien Lauf zu lassen.
In diesem Beitrag erzähle ich euch, wie ihr Ostereier selbst mit natürlichen Pflanzenfarben färbt. Vorher geht es noch ein bisschen um die Symbolik des Eis und die Geschichte, wie es überhaupt zum Färben von Eiern kam.
Die Symbolik dahinter - ein Osterbrauch im Salzburgerland
Zu Ostern Eier zu färben ist ein alter Brauch. Das Ei ist ein Symbol für die Auferstehung. Im Christentum kommt es zudem auf Marienbildern im Hintergrund oder als Randmotiv als Hinweis auf die jungfräuliche Geburt vor.
Etwa zeitgleich mit dem Frühlingsbeginn wird Maria am 25. März (Maria Verkündigung) durch den Engel Gabriel die neun Monate spätere Geburt des Jesuskindes am 24. Dezember vorhergesagt. Mit ihm wird zur Zeit der Wintersonnenwende der “Lichtbringer” geboren. Jetzt im Frühling, um Ostern, manifestiert sich das Licht deutlich und die Natur bietet uns ein Bild der Fruchtbarkeit, der Fülle und des Wachstums.
Vor allem rote Eier haben traditionell eine hohe Symbolkraft. Aus christlicher Sicht steht das Rot für das Blut Christi bei seiner Kreuzigung und ist gleichzeitig ein Verweis auf die göttliche Kraft der Wiederauferstehung in die Welt der Lebenden.
Rote Eier werden daher allgemein mit der Geburt und der Kraft des Lebens verbunden, so wie das Blut in den Adern der Lebendigen pulsiert und wie jetzt in der Natur die Lebenskräfte nur so bersten und uns mit großem Respekt und Bewunderung erfüllen. Es ist also kein Zufall, das Ei steht symbolisch für Fruchtbarkeit und für den Sieg des Lebens über den Tod, den wir hiermit würdigen und ehren und zu diesem Zeitpunkt auch in der Natur durch das Wiederaufleben nach dem Winter beobachten können.
Gewusst? Der grüne Blattfarbstoff Chlorophyll ist übrigens eng mit unserem roten Blutfarbstoff Hämoglobin verwandt. Die beiden Stoffe sind nahezu identisch aufgebaut. Chlorophyll wird deswegen auch “Grünes Blut” genannt. Der einzige Unterschied der beiden Stoffe ist, dass sich im Zentrum der chemischen Struktur beim Chlorophyll ein Magnesium-Molekül befindet und bei der Hämoglobinstruktur ein Eisen-Molekül.
Wie es zum Färben von Eiern kam
Während der Fastenzeit, die früher viel strenger eingehalten wurde als heute, wurde auf dem Speiseplan auf tierische Nahrungsmittel verzichtet. Da die Hühner natürlich fleißig weiter Eier legten, sammelte sich über den Fastenzeitraum ein beachtlicher Vorrat an rohen Eiern an. Um diese haltbar zu machen, wurden sie gekocht. Um die gekochten Eier von den rohen Eiern zu unterscheiden, wurden sie eingefärbt.
Anleitung: Eier färben mit natürlichen Farben
Traditionell wurden Eier mit natürlichen Farben gefärbt, die verfügbare Pflanzen und Gemüse hergaben. So können beispielsweise getrocknete Zwiebelschalen, getrocknete Heidelbeeren, Rote Rüben (Rhona), Holunderbeersaft, grüner Blattspinat oder Brennnessel verwendet werden. Heutzutage ist auch Kurkumawurzel bzw. Kurkumapulver verfügbar, das sich zum Gelbfärben gut eignet.
Aus verschiedenen Pflanzenteilen lässt sich ein Farbsud gewinnen, in dem die Eier schließlich gekocht werden.
Das Färben mit natürlichen Pflanzenfarben funktioniert früher wie heute noch ganz wunderbar und es ist gar nicht nötig, Lebensmittelfarben zu kaufen, die zweifelhafte Inhaltsstoffe wie Azofarbstoffe enthalten können. Das sind synthetische Farbstoffe, die u.a. im Verdacht stehen krebserregend zu sein, schlecht für Allergiker sind und wahrscheinlich ADHS begünstigen.
Kurz und gut, auch hier gilt meiner Meinung nach, dass eine natürliche Lebensweise und künstliche Lebensmittelfarben nicht so richtig zusammenpassen, auch wenn es “nur” die Eierschalen sind, die wir damit färben. Aber wir haben sicher alle schon einmal gesehen, dass solche Farben auch zum Teil bis zum Eiweiß durchdringen und dieses mit einfärben können. Wer dennoch die Arbeit scheut, sollte unbedingt schauen, dass er zu hundert Prozent natürliche Eierfarben kauft. In Biomärkten gibt es Färbetabletten aus rein pflanzlichen und natürlichen Farben.
Natürlich mit Zwiebelschalen gefärbte Eier
Zutaten:
12 möglichst helle Eier
12 in passende StĂĽcke geschnittene Teile einer alten Nylonstrumpfhose (ca. 15 x 15 cm, alternativ kann ein sehr dĂĽnnes Baumwoll-Vlies verwendet werden.
etwas KĂĽchenzwirn zum Zubinden
Einige hübsche Blätter für das Pflanzenmuster – keine Giftpflanzen verwenden!!
Schalen von 6 roten Zwiebeln (am besten schon zeitig die Schalen aufheben und zur Seite legen)
1,5 Liter Wasser
2 EL Essig, mindestens 5-prozentig
etwas Essig zum Abreiben der Eier
Die Blätter werden mit Nylonstrümpfen am Ei befestigt. Es eignen sich besonders gut strukturreiche, tief eingeschnittene Blätter, z.B. von Beifuß, Brennnessel, Löwenzahn, Walderdbeere, Schafgarbe, Storchschnabel Wiesenkerbel und Wermut.
So geht´s - Eierfärben mit Zwiebelschalen:
2 EL Essig in 1,5 Liter Wasser geben.
Die Zwiebelschalen mit 1,5 Litern Wasser aufkochen.
Weitere 30 Minuten zugedeckt (damit die Flüssigkeit nicht verdampft) auf sehr niedriger Flamme köcheln lassen.
In der Zwischenzeit die Eier vorbereiten. Hierfür zunächst die Eier mit Essig abreiben. Die Farbe hält dann besser an den Eiern und darüber hinaus lässt sich mit dem Essig auch die Stempelfarbe ablösen.
Dann die Blätter anfeuchten (so haften sie besser) und auf das Ei auflegen.
Dann den Strumpf/das Vlies straff ĂĽber das Ei ziehen, das Blatt ggf. nochmals justieren und zubinden. Es bedarf ein wenig Ăśbung, bis dies gut gelingt.
Wenn der Sud eine schöne braune Farbe angenommen hat, wird er abgeseiht und die Eier darin 10 Minuten gekocht.
Die Eier nach 10 Minuten aus dem Topf nehmen und kurz vor dem Antrocknen Strümpfe und Pflanzenblätter entfernen. Macht man dies zu schnell, läuft die Farbe in das Pflanzenmuster, ist man zu langsam, lassen sich die Blätter nur noch schwer vom Ei lösen.
Wenn die Eier getrocknet sind, können sie für einen schönen Glanz noch mit einem Speiseöl, z.B. Olivenöl oder wie traditionell mit einer Speckschwarte eingerieben werden.
Weitere Farbvarianten: Ostereier in GrĂĽn, Violett/Blau, Rot und Gelb
Folgende Farbvarianten funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie die obige Anleitung mit den Zwiebelschalen. Man kann die Eier auch einfach ohne Muster färben. Mit Mustern sind sie aber besonders dekorativ.
GrĂĽn mit Brennnessel
300 g frische Brennnesselblätter (jetzt im Frühling die zarten Spitzen sammeln) mit 500 ml Wasser kurz im Mixer zerkleinern – nicht ganz fein mixen, die Blätter sollen noch stückig bleiben. In einen Kochtopf geben und noch 1 Liter Wasser und 1 EL Essig hinzufügen. Dann ca. 30 Minuten sanft köcheln und den grünen Sud durch ein feinmaschiges Sieb abseihen. In diesem Farbsud können nun die Eier 10 Minuten gekocht werden, sie werden hellgrün. Für diese Farbvariante benötigt man unbedingt helle Eier.
Tipp: Den Brennnesselsatz der zurĂĽckbleibt, kann man noch zum DĂĽngen im Garten verwenden und ihn einfach unter die Erde heben oder zum Kompost geben.
Violett/Blau mit Heidelbeere
20 g getrocknete Heidelbeeren oder 125 g tiefgekühlte Heidelbeeren (aus dem Vorjahr) in einem Topf mit 1 Liter Wasser 20-30 Minuten zugedeckt sanft köcheln. Den Sud durch ein feinmaschiges Sieb abseihen und die Eier in dem Sud 10 Minuten kochen. Verwendet werden die kleinen Heidelbeeren mit dem blau-violetten Fruchtfleisch (Vaccinium myrtyllus), die bei uns in den Wäldern wachsen und nicht die Kulturheidelbeeren mit dem hellen Fruchtfleisch. Die schönsten Ergebnisse erzielt man mit hellen Eiern. Verwendet man tiefgekühlte Heidelbeeren, erzielt man einen leuchtenden Violettton, verwendet man getrocknete Heidelbeeren eher ein Braunviolett.
Tipp: Wenn man die gekochten Heidelbeeren nicht wegwerfen möchte, kann man sie zum Beispiel noch in Energiebällchen oder Muffins weiterverarbeiten.
Rot mit Rote RĂĽbe
2 große Rote-Rübe-Wurzeln in Würfel schneiden und mit 1,5 Liter Wasser und 1 EL Essig zugedeckt 40 Minuten köcheln. Den Sud durch ein feinmaschiges Sieb abseihen und die Eier in dem Sud 10 Minuten kochen. Es sollten helle Eier verwendet werden, um ein schönes Farbergebnis zu erzielen.
TIPP: Die knallrote, lackglänzende Farbe habe ich erreicht, indem ich eine kleine Menge Rote Rübe Saft durch verdampfen eingedickt habe und die Eier noch nachträglich nach dem Färben mit einem Pinsel mit dem eingedickten Farbsud bestrichen habe.
Gelb mit Kurkuma
20 g Kurkumapulver mit 1 EL Essig in 1 Liter Wasser geben und 15 Minuten sanft köcheln. Abseihen und die Eier 10 Minuten darin kochen.
Eierpecken
Für diesen lustigen Osterbrauch benötigt man gefärbte und hartgekochte Eier. Es handelt sich dabei um ein Duell zwischen zwei Gegnern. Jeder sucht sich ein Ei in der Farbe seiner Wahl aus. Mit dem Ei in der Hand wird abwechselnd mit der spitzen Seite auf das gegnerische Ei eingeschlagen. Wessen Ei heil bleibt, geht als Gewinner aus dem Duell hervor.
FrĂĽhlingsrezepte und vieles mehr aus der Natur
Schaut gerne auch mal auf meiner Autorenseite des PUCH MAGAZINS vorbei, dort findet ihr inzwischen schon ein Reihe von Beiträgen rund um die Natur und Kräuter sowie schöne Rezepte zum Ausprobieren. Auch in meinem Buch Ganz schön wild, das im Cadmos Verlag erschienen ist, erwartet euch jede Menge wertvolles Wildkräuterwissen.
Ich freue mich, wenn ich euch mit meinem Beitrag ein bisschen Lust auf natürlich gefärbte Ostereier machen konnte und wünsche euch viel Spaß beim Kreativsein und schöne und entspannte Ostertage mit euren Lieben.
Herzlichst eure Silja
Alias Wilde Möhre
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