Ostern: Der Pucher Palmesel & die Karwoche

Einzigartige Osterbräuche im Salzburgerland

by Barbara / 07. April 2022 / Event / Tradition
Pucher Palmesel © TVB Puch - Gerber



So wird Ostern im Tennengau gefeiert

Mit dem kommenden Palmsonntag, beginnt die Karwoche, die mit dem Karsamstag vor dem Ostersonntag wieder endet. Die Kirche erinnert in dieser „Heiligen Woche“ daran, warum und wie der Sohn Gottes gestorben und wieder auferstanden ist. Lest weiter und erfahrt, welche Osterbräuche Euch bei uns im Tennengau in der Karwoche erwarten und welche besondere Geschichte sich hinter dem Pucher Palmesel versteckt!



Palmsonntag - Start in die Karwoche

Christen feiern an Palmsonntag den Einzug Jesu mit dem Esel in Jerusalem, wo die jubelnden Menschen zu seinen Ehren Palmzweige schwenkten. Bereits dort wusste Jesus, dass der verraten und sterben muss. Ebenso sagt er voraus, dass er nach drei Tagen von den Toten auferstehen wird. Jesus ging in den Tempel, verbreitete seine Lehre und heilte Menschen, bis er von dem Pharisäer verraten wurde.

Der Palmsonntag als Start in die schulfreie Karwoche ist an sich schon ein besonderer Festtag. Bereits Tage zuvor werden die Palmbuschen oft im Familien- oder Freundeskreis gebunden und oder im Blumenladen wie bei Helga`s Blumenwerk besorgt. In Puch gibt es mit dem Pucher Palmesel dazu noch etwas ganz besonders.

Pucher Palmesel © Helga Spilka

Um den Einzug nach Jerusalem darzustellen, entstand im Mittelalter der Brauch, dass Bischöfe und Dorfpfarrer bei der Palmprozession auf einem Esel ritten. Aufgrund des mitunter bockigen Verhaltens der Esel wurde das lebendige Tier später jedoch vielerorts durch einen hölzernen Esel mit einer Christusfigur ersetzt.

Solche Prozessionsfiguren haben damals dem nicht lesenden Volk die Bibelgeschichten nähergebracht. Später, in der Zeit der Aufklärung, wurde der Brauch verboten und die meisten Palmesel wurden vernichtet. In Österreich ist es nur bei uns in Puch bei Salzburg und in Thaur in Tirol gelungen, die besonderen Palmesel zu bewahren. Wie ihr im Bild sehen könnt, wird der Palmesel in Tirol von den Ministranten gefahren und nicht wie bei uns getragen.

Palmesel Thaur© Tourismusverband Hallwattens



Der Pucher Palmesel zieht durch Puch

Der im Salzburgerland einzigartige Pucher Palmesel wird jährlich am frühen Morgen am Palmsonntag aus der Pfarrkirche Puch geholt und die Stangen zum Tragen sicher montiert. Vier Burschen des örtlichen Trachtenverein D`Puachstoana haben die Ehre, den hölzernen Pucher Palmesel zur Prozession durch den Ort zu tragen. ´Das dies jedoch möglich ist, ist nicht nur dem Schicksal – sondern auch vor allem den traditionsbewussten Pucher Bürgern zu verdanken - die immer schon sehr auf den Pucher Palmesel geachtet haben.

Die Geschichte vom Pucher Palmesel aus Salzburg

In der Zeit der Aufklärung wurden alle Prozessionen mit volkstümlichen Figuren um 1742 von Erzbischof Hieronymus Colloredo als „theatralischen Darstellungen des liturgischen Geschehens“ untersagt und alle Palmesel im Salzburgerland mussten vernichtet werden. Die Pucher haben in dieser Zeit einen Esel aus der Salzach gefischt, der aus Hallein stammen durfte. Da es ja nicht gestattet war wurde der Esel am Hof des Kollerbauers mitten im Ort versteckt. Erst mit der Romantik, Ende des 18. Jahrhunderts fanden die ersten Palmprozessionen wieder statt.

Laut Pucher Gemeindechronik (1998, Gerhard Ammerer, Oswald Reiche, Rainer Wilfinger) wurde der Palmesel jeden Samstag vor dem Palmsonntag vom Kollerbauer geholt und unter Gebeten zur Pfarrkirche getragen. Nach der Prozession verblieb der Pucher Palmesel noch 3 Tage bis Mittwoch vor dem Gründonnerstag zur Verehrung in der Pfarrkirche. Diese Form des religiösen Brauchtums blieb bis zur NS-Zeit nahezu unverändert bis sich die Prozessionsfigur zu dieser Zeit nochmals verstecken musste. Danach spendete der Kollerbauer den hölzernen Esel mit Christusfigur der Pfarrkirche mit der Auflage, dass die Figur nicht veräußert werden darf. Seitdem wird der Pucher Palmesel einmal jährlich am Palmsonntag aus der Kirche geholt und durch das Dorf getragen.

Tipp: der Pucher Palmesel kann ganzjährig beim Eingang in die Pfarrkirche Puch im Glockhaus besichtigt werden.

Pucher Palmesel im Gockhaus © TVB Puch - Gerber

Wie sieht der Pucher Palmesel aus?

Die wechselvolle Geschichte sieht man der über 400 Jahre alten Holzstatue kaum an: Der rund 50 kg schwere Palmesel besteht aus einer Christusgestalt die 77 cm hoch ist und einem Esel mit 88 cm Höhe und 138 cm Länge. Besonders ist das Zaumzeug aus Kaurimuscheln und das festliche Gewand, dass die Christusfigur nur Palmsonntag zur Prozession trägt – genauso wie ein Büschel mit frischen Palmzweigen.

Pucher Palmesel © TVB Puch - Gerber

Die Palmprozession

Der Pfarrer zieht am Palmsonntag mit den Ministranten und dem Pucher Palmesel aus der Kirche zum Kirchenwirt, wo sich die Pucher Bevölkerung am Parkplatz versammelt hat und auf die Palmweihe beim festlich geschmückten Altar wartet.

Nach der Segnung der Palmbuschen ziehen die Kirchengeher dann gemeinsam mit dem Pucher Palmesel zum Seniorenwohnhaus, wo die Feierlichkeiten dann enden und man beim Heimgehen einen der leckeren Lebkuchen-Palmesel kaufen kann. (Bei Regenwetter findet die ganzen Feierlichkeiten in der Pfarrkirche statt.)

Lebkuchen Pucher Palmesel © Pfarre Puch



Wie die Pucher Palmesel Prozession 2016 ausgesehen hat zeigt Euch das Video von den Salzburger Nachrichten:

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Palmsonntag in St. Jakob am Thurn

Wie in allen anderen Pfarren im ganzen Land Salzburg wird auch in St. Jakob am Thurn der Palmsonntag mit Prozession gefeiert. Nach der Palmweihe am Kirchplatz findet nach einem kleinen Umzug der Festgottesdienst in der Wallfahrtskirche statt.

Palmsonntag © TVB Puch - Gerber

Palmbuschen

Am Palmsonntag darf ein Palmbuschen aus immergrünen Zweigen und Palmkätzchen nicht fehlen. Das Gebinde aus verschiedenen Sträuchern und Zweigen, wie die Weiden-Palmkätzchen, Buchsbaum, Wacholder, Eibe, Zeder, Sadebaum und Stechpalme werden zu einem “Buschen” gebunden und auf einen Stecken vom Haselnussstrauch gesteckt. Seit dem 20. Jahrhundert werden die Palmbuschen auch unterschiedlich geschmückt. Im Tennengau meist mit kleinen Salz-Brezen und (bunten) Hobelscharten.

Immergrün Palmbuschen  © TVB Puch - Gerber

Dabei gibt es keine feste Größe und jeder Zweig hat seine althergebrachte Bedeutung. So schützt der Haselnussstecken vor Blitz, die Eibe gegen Hexen und die Wacholder vor der Pest. Im Tennengau tragen die Burschen auch gerne einen geschmückten “Palmen-Ast” und dafür keinen zusammengebundenen Buschen. Diese sind so groß, dass der junge Träger sie gerade noch halten und tragen kann. Früher zeigte man mit der Größe der “Palme” auch den Reichtum des Hofes.

Der geweihte Palmbuschen gilt als heil- und segenbringend. Bei uns zu Hause wird am darauffolgenden Karfreitag in der Früh vor Sonnenaufgang der Palmbuschen aufs Feld oder im Garten in die Erde gesteckt. Dies soll die Ernte fördern und Unheil, wie Hagel abwenden. Andere stellen den Buschen zum Schutz vor Krankheit oder Blitz vor die Haustüre oder in den “Herrgottswinkel“. Das ist der Platz wo das meist hölzerne Jesuskreuz aufgestellt oder aufgehängt ist – vorwiegend in der Ecke beim großen Esstisch in der Küche.

TIPP: wenn ihr noch einen Palmbuschen braucht, Blumenwerk Helga hat eine tolle Auswahl in verschiedenen Größen und Farben. Palmbuschen-Verkauf gibt es auch am Freitag bei der Pfarre Puch und am Sonntag bei der Pfarre St. Jakob!

Blumenwerk Helga © TVB Puch - Gerber



Die Karwoche geht weiter - was passiert von Gründonnerstag bis Ostermontag?

Auch wenn für Puch der Palmsonntag mit dem Pucher Palmesel etwas besonders in ganz Österreich ist, gibt es noch weitere Bräuche und Traditionen zu Ostern. Oder wisst Ihr was eine Scheitelweihe ist oder warum am Karfreitag keine Glocken läuten? Lest weiter und erfahrt mehr über die Karwoche bei uns im Tennengau.

Gründonnerstag

Am Gründonnerstag wird an das letzte Abendmahl erinnert, das Jesus zusammen mit seinen Jüngern feierte. Im Mittelpunkt einer Gründonnerstagmesse steht die Eucharistiefeier, das Brechen des Brotes und die Segnung des Weines. Am Ende der Messe verstummen die Glocken. Im Volksglauben sagt man, dass die Glocken nach Rom fliegen, um dort geweiht zu werden. Als Ersatz verwendet man während der Gottesdienste an den folgenden Tagen sogenannte Ratschen, hölzerne Drehinstrumente, die ein lautes Geräusch produzieren. Erst während der Mette in der Osternacht, an der Stelle des "Gloria", setzt die Orgel wieder ein. Am Gründonnerstag werden gerne grüne Speisen wie Spinat mit Spiegelei und Kartoffel gegessen.

Karfreitag

Am Karfreitag gibt es in der Kirche keinen feierlichen Gottesdienst. Am Todestag von Jesu Christi schweigen die Glocken, der Altar ist abgeräumt und die Bilder mit einem Tuch zugehängt. Um 15.00 Uhr finden die Karfreitagsliturgien statt. Neben dem Aschermittwoch ist der Karfreitag ein gebotener Fast- und Abstinenztag. Traditionell ziehen die „Ratschenkinder“ um die Pfarrkirche in Puch und in St. Jakob von aus Haus zu Haus.

Ratsche © Canva AvatarKnowmad

Nicht vergessen: vor Sonnenaufgang wird am Karfreitag der geweihte Palmbuschen ins Freie gesteckt!

Karsamstag

Der Karsamstag gilt im christlichen Glauben als Gedächtnistag der Grabesruhe und ist der letzte Tag der Fastenzeit. Am Abend findet in dieser besonderen Osternacht ein ausführlicher Wortgottesdienst statt, der im Dunkeln startet und die Gläubigen nur mit etwas Kerzenlicht in der Kirche sitzen. Der Höhepunkt der Osternachtfeier ist dann die Eucharistiefeier und das Gloria, wo dann auch die Glocken wieder läuten. In dieser Nacht wird auch die neue Osterkerze erstmal mit dem geweihten Osterfeuer entzündet, das Taufwasser erneuert und die meist mit einem Korb mitgebrachten Osterspeisen geweiht.

In St. Jakob gibt es auch den besonderen Brauch von der „Scheitelweihe“. Die Männer vom Dorf legen in das am Kirchplatz entzündete Feuer ein Scheitel Holz und lassen es etwas anbrennen. Bevor die Feierlichkeiten in der Kirche starten, werden die Holzstücke vom Pfarrer geweiht und anschließend von den Männern mit nach Hause genommen, wo die Scheitel aufgehängt werden und für Glück & Segen sorgen sollen.

Scheitelweihe Karsamstag © TVB Puch - Gerber

Ostersonntag

Am Ostersonntag feiern die Christen die Auferstehung Jesu mit einem Festgottesdienst mit Speisenweihe. Zu Hause lassen sich die Gläubigen nach der Fastenzeit die regionalen – meist selbstgemachten Köstlichkeiten wie ein gebackenes Osterlamm, Brot, Ostereier, Speck usw. aus dem Weihkorb mit der ganzen Familie so richtig schmecken. Daneben suchen die Kinder die letzten Ostereier, die der Osterhase während der Festmesse gut im Garten versteckt hatte.

Ostermontag

Der Ostermontag ist ein gesetzlicher Feiertag in Österreich. An diesem Tag erschien der Erlöser zwei wandernden Jüngern, die sich daraufhin sofort auf den Rückweg nach Jerusalem machten, um den anderen Jüngern die frohe Botschaft zu überbringen.

Palmbuschen im Garten  © TVB Puch - Gerber



Weitere Bräuche rund um Ostern im Salzburgerland

Neben den altbekannten Traditionen, wie Ostereier färben, Osternesterl suchen und dem Osterfeuer, gibt es auch noch ganz besondere Titel für Langschäfer. Denn Spätaufsteher haben es in der Karwoche nicht leicht. Wer zuletzt aufwacht bzw. aus dem Bett aufsteht, bekommt folgende Titel und kann den ganzen Tag damit beschimpft werden:

  • Palmsonntag – DER PALMESEL
  • Gründonnerstag – GRÜNDONNERSTAGHENNE
  • Karfreitag – KARFREITAGRATSCH
  • Karsamstag - TAFLAPPIN
  • Ostersonntag – FAULES EI
  • Ostermontag - OSTERLAMM

Und wer wird bei Euch zu Hause immer der Palmesel, oder gibt es bei Euch sogar andere Bezeichnungen für die Schlafmützen in der Karwoche?



EVENT-TIPP: nach der 2-jährigen Zwangspause findet dieses Wochenende wieder das 12. PalmKlang Festival in Oberalm am Winklhof statt. Erstmals werden die Konzerte auch per Live-Stream angeboten.

PalmKlang 2022 © https://palmklang.at/



Ostergrüße aus Puch

Habt Ihr alle Tradtionen rund um Ostern im Tennengau und die Geschichte vom Pucher Palmesel gekannt? Schon interessant was sich alles in der Karwoche in Salzburg so tut und was so gefeiert wird - besonders auch warum wir es tun!

Aktuelles aus Puch findet Ihr immer auf Istagram unter @Visitpuch! Folgt uns und verlinkt uns bei Euren Bildern und Videos aus Puch, St. Jakob am Thurn, Urstein und Hinterwiestal. Für alle die nicht auf Instagram sind, ihr könnt die Bilder auch auf unserer Webseite sehen!

Mit meinem Selfie mit dem Pucher Palmesel aus dem letzten Jahr wünsche ich Euch allen frohe Ostern und viel Freude beim Ausüben der zahlreichen Traditionen und Bräuchen in der Karwoche. Viel Spaß beim Ostereier suchen und wenn ihr am Osterwochenende noch nichts vor habt, in Oberalm findet von Karsamstag bis Ostermontag wieder die traditionelle Osterdult mit Frühschoppen im Bierzelt und zahlreichen Fahrgeschäften statt.

Pucher Palmesel © TVB Puch - Gerber



Hier geht´s nach Puch bei Salzburg

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