Jakobikirtag und der Schützentanz
Das Fest der Jakobischützen zu St. Jakob am Thurn
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Barbara / 28. Juli 2022 /
Event /
Tradition Die „Rotmantei“ aus dem Salzburgerland feiern ihren Jakobikirtag
Zu Ehren des Schutzpatrons des Heiligen Jakobus der Ältere findet in St. Jakob am Thurn jährlich am letzten Sonntag im Juli der traditionelle Jakobikirtag der Jakobischützen mit Festmesse, Prozession, Frühschoppen im Festzelt und historischen Schützentanz statt.
Als St. Jakoberin ist der Jakobikirtag für mich jährlich ein Fixtermin. Schon als wir Kinder waren konnten wir es kaum erwarten, bis die feierliche Prozession vorbei war und wir nach dem Kasperltheater im Schlossturm, stundenlang zwischen der Musik im Bierzelt und der Verkaufsstände vor der Wallfahrtskirche laufen konnten. Auch heutzutage sieht man die Kinder festlich gekleidet und glücklich durch das Bierzelt sausen. Man trifft sich wieder, genießt nach der Festmesse bei kühlen Getränken und einem Grillhenderl die Stimmung im Festzelt und wartet darauf, dass der Schützentanz am Nachmittag beginnt!
Seitdem ich denken kann, bin ich beim Jakobikirtag mit dabei. Auch wenn es jedes Jahr dasselbe scheint, ist es jedoch immer etwas anders. Lest weiter, schaut Euch meine Bilder der vergangenen Jahre an und erfahrt, was genau Euch beim traditionellen Jakobikirtag der Jakobischützen erwartet.
Wer sind die Jakobischützen?
Doch fangen wir mal von vorne an! Wer sind diese „Rotmantei“ aus dem Salzburgerland eigentlich. Die Jakobischützen zu St. Jakob am Thurn zählen zu den traditionsreichsten Schützenkorps im Land Salzburg und wurden zur Zeit der Türken- und Tartareneinfällen als Abwehrgruppe gegründet. So entstand 1476 die Jakobibrüderschaft, die auch als Bauernwehr fungierte. Seit dem Jahr 1926 bestehen die Jakobischützen zu St. Jakob am Thurn in ihrer jetzigen Form und der Verein umfasst aktuell 73 aktive Schützen und 2 Marketenderinnen.
Tradition und Brauchtum bewahren
Die Jakobischützen bezwecken das Prangerstutzenschießen nach altem Brauch auszuüben, sowie die aus dem Jahre 1738 stammende Tracht der Vorfahren bei besonderen örtlichen und heimatlichen Anlässen zu tragen und in Ehren zu halten. Die roten hispanische Röckl sind das Markenzeichen der Jakobischützen. Daher sind die Jakobischützen auch unter den Spitznamen die „Rotmantei“ weitum bekannt.
Prangerstutzen-Schützen
Bei den Jakobischützen werden die Prangerstutzen erstmals 1790 erwähnt. Sie trugen die „Böller-Kanonen“, wie sie zu dieser Zeit um die Rupertusstadt bei kirchlichen und weltlichen Repräsentationen üblich waren. Ein „Stutzen“ – nicht zu verwechseln mit ein paar gestrickten Stutzen aus Wolle für die Füße – hat bei den Jakobischützen 12 Kilo und ist 70 Zentimeter lang! Als Merkmal sind die Stutzen der Jakobischützen aus heimischer Nuss gebaut und mit einer kleinen Jakobusmuschel – der Pilgermuschel, aus hellem Ahornholz bestückt.
Jakobireiter hoch zu Ross
Neben der besonderen historischen Geschichte ist auch der Jakobireiter eine Besonderheit bei den Salzburger Schützenvereinen. Anton Hager jun. reitet bei den Festen mit der Fahne in der Hand, allen voran und meint dazu „Es ist mir eine besondere Ehre, da auch mein Vater – der jetzige Hauptmann Anton Hager – schon vorgeritten ist. Mittlerweile mache ich es schon das 14. Jahr und ich werde es auch weiterhin gerne noch länger tun“.
Aber nicht nur der Jakobireiter in seinem roten Gehrock und polierten Reiterstiefeln macht sich für den Ausritt schick, sondern auch seine Noriker-Stute „Flora“ wird besonders herausgeputzt. Die 6 Teile vom Geschirr – Sattel, Schweifriemen, Brustgeschirr, Halfter, Zaumzeug und Führleine – sind Großteils aus Messing und müssen mit einem speziellen Putzmittel und Tuch schonend gereinigt werden. Da kann es schon an die 3 Stunden dauern, bis alles glänzt.
Tipp: schaut mal genauer hin – auf den Brustgeschirr ist der Schlossturm von St. Jakob abgebildet!
Schon damals waren die Jakobischützen mit dem Pferd als Jakobireiter im Tennengau unterwegs. Das Bild aus dem Jahr 1935 zeigt meinen Ur-Opa Johann Seltenhofer links in Bild mit Johann Brunnauer und Sigfried Hilzensauer bei einer Ausrückung hoch zu Ross.
Treu dem alten Brauch
Wenn ihr mehr über die historische Schützenkompanie aus dem Tennengau erfahren wollt, empfehle ich Euch die Vereinschronik: Treu dem alten Brauch!
Die Chronik entstand 2016 zum 540-jährigen Jubiläumsfest und umfasst 160 Seiten. Es ist eine komprimierte Zusammenfassung des vorhandenen Bild- und Schriftmaterials und ist leicht, unterhaltsam, verständlich und informativ geschrieben. „Mit Respekt und Dank für die Heimatverbundenheit unserer Vorfahren, sowie als Ausdruck der Liebe zu unseren Wurzeln. Ein Buch über unsere Urgroßeltern, Großeltern, Eltern und über uns. Für unsere Kinder und deren Kinder. Treu dem alten Brauch“, so Jakobischütz und Autor Martin Krispler über die Chronik der Jakobischützen. Quelle waren dabei 35 Bilderlieferanten mit knapp 1.000 Bildern, die lückenlosen Tätigkeitsberichte bzw. Jahreshauptversammlungsprotokolle seit der Neugründung 1926 und unzählige Gespräche mit der „älteren“ Generation und vielen Zeitzeugen. Erhältlich unter jakobischuetzen@gmx.at
Auf zum Jakobikirtag in Puch – so ist der Ablauf!
Neben dem Fronleichnamsfest im Frühjahr und dem Erntedankfest im Herbst ist der Jakobikirtag im Juli das größte jährlich stattfindende Fest in St. Jakob am Thurn, wo die Jakobischützen im Ort vollzählig ausrücken. Zudem werden die Besucher von den Jakobischützen selbst beim Frühschoppen im Festzelt bewirtet und nehmen zum Teil auch am historischen Schützentanz teil.
Weckruf der Jakobischützen
Gestartet wird das alljährliche Fest mit dem Weckruf um 7.00 Uhr. Oberhalb von St. Jakob am Thurn sammeln sich in der Früh einige Jakobischützen und feuern ein Stutzen-Salut zum Festtag ab. Danach sammeln sich die Jakobischützen mit der Musikkapelle Puch und dem Löschzug St. Jakob beim Vereinshaus und marschieren gemeinsam zur Wallfahrtskirche St. Jakobus d. Ä., wo die Bewohner des Dorfes und zahlreiche Gäste warten bis die Festmesse beginnt.
Festmesse mit Jakobi-Prozession
Bei Schönwetter findet der Gottesdienst mit allen örtlichen Vereinen am Kirchplatz unter der alten Kaiserlinde statt. Danach ziehen die Kirchgänger zu den 4 Evangelien rund um das Hauserfeld. Hinter dem Jakobireiter die Musikkapelle Puch und der Löschzug FF St. Jakob.
Mit dabei im Festzug sind auch die Ministranten, der Kirchenchor, die „Frauträgerinnen“, welche die Statue der Heiligen Mutter Gottes und vier Jakobischützen, die eine Statue vom Heiligen Jakobus tragen. Dahinter die vielen Kirchgänger, die gemeinsam von Station zu Station beten. Dabei hält der Herr Pfarrer die Monstranz in der Hand und vier Jakobischützen tragen den Baldachin – das Himmeldach. Nach der Segung "Gesegnet sei diese Ort und alle die hier wohnen..." folgt ein Salut-Schuss der Jakobischützen, bevor die Musikkapelle Puch den Umzug mit dem nächsten Marsch wieder startet.
Frühschoppen im Festzelt
Nach der Festmesse beginnt die Unterhaltung im Festzelt mit dem Frühschoppen der Musikkapelle Puch. Bei Grillhenderl, Bier und selbstgemachten Köstlichkeiten beim Kuchenbuffet, wird ab und zu „Ein Prosit“ angestimmt oder zum „Rainermarsch“ eifrig in die Hände geklatscht, mitgesungen und aufgestanden. Dabei darf auch das ein oder andere Schnapserl von den Marketenderinnen nicht fehlen!
Die Kinder laufen daweil zwischen Wald, Spielplatz, Festzelt und Verkaufsständen hin und her und freuen sich auf alle SchulkollegInnen und Freunde die man in den Sommerferien nicht so oft trifft.
Kasperltheater beim Schloss
Zu Mittag fällt es auf, dass immer weniger Kinder im Festzelt und bei den Verkaufsständen herum sausen. Kein Wunder, die sitzen auch auf der anderen Seite vom Weiher im Schlossgarten und amüsieren sich beim traditionellen Kasperltheater.
Der Höhepunkt vom Jakobikirtag – der Schützentanz!
Das Highlight am Jakobikirtag ist sicherlich der historische Schützentanz um 16.00 Uhr der 1738 das erste Mal aufgeführt worden ist! Der Figurentanz illustriert mit 16 Schützen mit Prangerstutzen, Fähnrich mit Begleiter, Marketenderinnen, Trommler, Pfeifergruppe, Heiligen Jakobus und dem Hauptmann, den Besuchern in neun Figuren die Zeit der Türkenvertreibung. Im Bild seht ihr den Schützentanz aus dem Jahre 1937:
Der rund dreißigminütige Tanz zeigt den Auszug der Schützen aus dem Turm und den Empfang des Ortsheilgen – dem Apostel Jakobus, der als Pilger und Friedensapostel verehrt wird. Dazu gibt es vom Ansager eine gereimte Erzählung, wo zu jedem Vers die entsprechende Figur wie „das Tor“ oder der „Schlangltanz“ getanzt wird.
Ei, wer kommt uns da entgegen,
aus fremden Land, auf Büßerwegen,
Ein Wandersmann mit brauner Kutt,
mit Pilgerstab und breitem Hut.
St. Jakobus, hispanischer Gast,
das Ziel der Wanderung g`funden hast.
Auszug aus der Chronik: Treu dem alten Brauch. Die Jakobischützen zu St. Jakob am Thurn, 2016. S. 135
Mittendrin statt nur dabei!
So wie viele andere St. Jakober, die an den Schützentanz denken kommt mir sofort die Melodie in den Sinn und ich fange an zu pfeifen. Man denkt an die mit Blockflöten spielenden Jakobischützen und den markanten Trommelschlägen, wenn der Trommler nach dem „Turm“, rund um die „Wehr“ läuft und sich die Schützen nach und nach hin knien zum Salut.
Als ehemalige Marketenderin der Jakobischützen weiß ich noch genau, wie aufregend es jedes Jahr war. Ist die Tracht komplett, sind alle Mascherl der Tänzer gebunden, welche Figur kommt zuerst, hoffentlich stolpert man nicht und am wichtigsten – die Watte für die Ohren nicht vergessen! Bevor sich die „Wehr“ bildet, zieht der Fähnrich mit den Schinageln (Pulverjungen), dem Jakobus und den Marketenderinnen in die Mitte des Tanzes. Rundherum knien sich die Jakobischützen mit ihren Stutzen nieder und starten nach Befehl das Reihenfeuer. Das heißt, 16 kraftvolle Salutschüsse zu Ehren des Heiligen Jakobus und als Marketenderin mitten drinnen im Nebel und Rauch.
Ich hatte die Ehre den Tanz selbst acht Mal mitzugestalten und mit dem Schnapsglas in der Hand höchstkonzentriert nach acht Stunden Schnapsverkauf rückwärts bei der „Gasse“ durch die Jakobischützen zu tanzen. Vor allem musste ich mich konzentrieren mit dem Kopf nicht an die Stutzen zu stoßen, welche die Schützen geschultert haben. Man darf nicht zu schnell sein, aber auch nicht zu langsam, um von der Mitte wieder rechtzeitig im Einklang der Musik nach vorne zu kommen, wo man sich im Walzerschritt noch einmal nach links und rechts dreht, bevor die Markedenterin die "Gasse" verlässt und sich der „Ring“ hinter ihr bildet.
Danach wird dem "Ansager" ein Stamperl eingeschenkt, der sich vor dem gemeinsamen Abmarsch mit diesen Worten verabschiedet:
Die Jakobischützen danken mit Freud`,
daß ihr, liebe Gäst´gekommen seid,
und uns taten die Ehre schenken,
mit Fleiß wir nun ein Gläslein schwenken.
Auf euer Wohl - ein Schützenheil!
Auszug aus der Chronik: Treu dem alten Brauch. Die Jakobischützen zu St. Jakob am Thurn, 2016. S. 139
Ehrensalve wird gegeben!
Nach dem Schützentanz werden noch die vielen Ehrengäste mit einigen Salven "angeschossen" und ihnen mit einem Schnapserl für ihre Geldspende gedankt, bevor es wieder zurück ins Festzelt geht und noch ein paar Stunden bei Live-Musik das Tanzbein geschwungen und den Ausklang des Jakobikirtags gefeiert wird.
Einladung zum Jakobikirtag
Ihr wollt auch beim Jakobikirtag dabei sein? Dann schlüpft in Euer Dirndl oder Lederhose und schaut einfach vorbei - die Jakobischützen zu St. Jakob am Thurn freuen sich auf Euren Besuch!
NACHTRAG - Bilder vom Jakobikirtag 2022!
Der Jakobikirtag 2022 war ein rauschendes Fest! Hunderte Besucher sind der Einladung der Jakobischützen zu St. Jakob am Thurn gefolgt und waren bereits am Vormittag bei der Festmesse mit Prozession um das Hauserfelt mit dabei. Nach dem Frühschoppen der Musikkapelle Puch fand um 16.00 Uhr - nach 2 jähriger Pause - der historische Schützentanz statt.
Viel Spaß beim Durchsehen der Bilder!
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Festmesse mit Prozession
Fotografin: Barbara Gerber
Historischer Schützentanz
Fotografin: Barbara Gerber
Fotograf: Chris Hofer
Wichtig: Die Bilder sind Eigentum vom Tourismusverband Puch und dürfen nur nach Absprache verwendet werden!
TIPP: Videos vom Jakobikirtag und dem historischen Schützentanz findet Ihr in den
Instagram-Reels!
Hier geht`s zum Jakobikirtag nach St. Jakob am Thurn: