Maskenschnitzer: Zu Besuch bei Rettei-Masken!

Krampus- und Perchtenmasken aus Puch

by Barbara / 02. Dezember 2021 / Menschen / Tradition
Andreas Rettenbacher @ TVB Puch - Gerber



Andreas Rettenbacher: Maskenschnitzer aus Leidenschaft!

Die Adventzeit bringt so manche Salzburger Bräuche und Traditionen mit sich. Für mich nicht weg zudenken sind Anfang Dezember der Heilige Nikolaus mit seinen schaurigen Begleitern, den furchteinflößenden Krampussen und genauso die Perchten, die in den Raunächten rund um Weihnachten für Glück im neuen Jahr sorgen. Aber nicht nur der Brauch an sich ist spannend, sondern auch die Menschen dahinter, die es erst möglich machen, dass das Brauchtum lebt, sich Bräuche weiterentwickeln und die Traditionen auch von Generation zu Generation weitergegeben wird.

Einer dieser Menschen ist Andreas Rettenbacher, besser bekannt als „Rettei“. Er ist im Dezember nicht nur selber als Krampus bei den Niederalmer Krampussen und als Percht bei den Tennengauer Raunachtperchten unterwegs, sondern beschäftigt sich als Maskenschnitzer das ganze Jahr über mit dem Thema. Schon mit 10 Jahren hat er seine erste Maske in der Tischlerei seines Vater selbst geschnitzt, die aber leider sein Opa im Ofen eingeheizt hat. Die erste bemalte Maske die er mit 14 Jahren gemacht, hält er hier stolz in seinen Händen.

Rettei-Masken, seine erste bemalte Maske © TVB Puch - Gerber

In seiner Rettei-Masken-Werkstatt in Puch schnitzt er seit 2006 im Jahr rund 30 bis 40 sogenannten „Larven“ für zahlreiche Krampuspassen und Perchtengruppen, wie den Sankt Jakober Weiherteufeln. Mit seinen „Rettei-Masken“ hat er sich in ganz Österreich und über die Grenzen hinaus einen Namen gemacht. Ich habe Ihn in seiner Werkstatt in Puch besucht und für Euch einiges erfahren. Aber mal der Reihe nach …

Sankt Jakober Weiherteufel - Rettei Masken © Foto Lukas Krispler



Vom Baum zur Maske

Jede Maske die aus der Werkstatt von Andreas kommt ist ein Unikat, dass in einem aufwändigen Prozess in rund 20 bis 30 Stunden Handarbeit entsteht. Grundlegend sind 10 Arbeitsschritte notwendig um eine fertige Rettei-Maske abholen zu können:

  1. Gestartet wird bei ihm mit einem Weymouthskiefer-Holzstamm (oder auch Zirbe), die in 40 cm dicken Scheiben bei ihm gelagert sind.
  2. Die Scheibe wird mit der Kettensäge geviertelt und die Holzstücke grob in eine Kopfform gebracht. Umso mehr man jetzt wegschneitet, umso weniger muss man dann schnitzen. Aber es besteht auch die Gefahr etwas wegzuschneiden, dass man vielleicht noch braucht.
  3. Nun kommt das Holzstück zum Vorschnitzen in seine Werkstatt. Mit Hammer und einem der 40 verschiedenen Schnitzeisen die bei ihm in der Werkstatt hängen, entstehen die Grundzüge der Maske, wie Nasen- Mund und Augenpartie.
  4. Danach entstehen die Feinheiten und weitere Details wie Falten und Gesichtsausdrücke.
  5. Wieder mit der Kettensäge in der Hand, wird der geschnitzte Holzblock nun ausgeholt.
  6. Zurück auf der Werkbank wird die Oberfläche der Maske nun vorsichtig mit Schleifpapier in der Hand geschliffen.
  7. Jetzt werden die gewünschten Hörner montiert, wobei man darauf achten muss, dass der Schwerpunkt auch richtig gesetzt wird.
  8. Die fertig geschnitzten Masken werden dann (großteils) zum Fassen ins Großarltal zu Alois Prommegger in Hüttschlag gebracht, der rund 5 Stunden pro Larve zum Bemalen benötigt.
  9. Zurück in der Rettei-Masken-Werkstatt werden, wenn gewünscht jetzt die Augen eingesetzt, die Befestigung innen festgeschraubt und die Maske mit Schaumstoff ausgepolstert.
  10. Zum Schluss werden sämtliche Haare angebracht und die Maske ist für die Anpassung bei der Abholung bereit.



Der Krampus-Look

Wie ich in der „Rettei-Werkstatt“ sehen konnte, sind die Möglichkeiten fast grenzenlos, von (leuchtenden) Glasaugen und Nasenpiercings, über geflochtenen Barthaaren und langen Hörnern, heutzutage ist fast nichts mehr unmöglich und scheitert oft nur an der Preisfrage. Der Preis einer Rettei-Maske beginnt bei 500 Euro. Wie teuer ein Exemplar wird, hängt vor allem von den Hörnern ab, erklärt mir Andreas: "Echte Tierhörner sind nun mal sehr kostspielig und für die paar Tage im Jahr und oftmals vielleicht sogar nur für eine Saison nicht gerechtfertigt. Dazu kommen ja noch Fell, Glocken & Co um ein „perfekter Krampus oder Percht“ zu sein". Gut, dass es mittlerweile die Möglichkeit gibt Plastikhörner von originalen Tierhörnern nach zu gießen und sich hier nicht nur die Kosten senken, sondern auch das Gesamtgewicht der Maske. "Eine Larve mit echten Tierhörnen kann bis zu 13 Kilo wiegen und man kann sich auch ein Horn um 2.000 kaufen", erklärt mir Andreas.

Rettei Masken © TVB Puch - Gerber



Krampus und Perchten zum Anfassen

Bei ihm findet man alles was einem Krampusfreund das Herz höherschlagen lässt. Sein Dachboden ist (leider auch dank Corona) voll mit rund 50 selbstgemachten Krampus- und Perchtenmasken (auch für Kinder), Kuhschwänzen, Schellen und Glocken die er als gelernter Industrieschlosser auch selber herstellt. Wie ihr in den Bildern sehen könnt, ist die Auswahl an Masken beeindruckend. Ihr findet bei Ihm Larven mit aufgerissenen Mündern, blutverschmierte Gesichter mit spitzen Zähnen und traditionelle Masken, die aussehen als wären sie vor Jahren gemacht worden, aber erst dieses Jahr entstanden sind. Dazu erklärt mir Andreas, dass „die Masken mit offenen Mund als „SCHREINENDE“ Masken bezeichnet werden, und die anderen „AUSDRUCKSMASKEN“ sind. Dazu gibt es auch Trends die man dank diverser Filme und Fernsehserien wie „The Games of Thrones“ oder „Herr der Ringe“ ganz klar erkennen kann". Diejenigen unter Euch die sich mit diesen Figuren auskennen, werden gewisse Masken wahrscheinlich sofort erkennen und passende Filmszenen dazu im Kopf haben (ich gehöre nicht dazu).

Der Krampus und die Hörner

Generell sagt man doch, dass ein Krampus im Gegensatz zum Percht nur 2 Hörner hat, das zum größtenteil vielleicht auch stimmt. Doch bereits früher hatten die Krampusse oftmals mehr Hörner auf der Maske - einfach weil man die Hörner der Tiere zu Hause hatte und es schön aussah. Ebenso hatten damals Hörner und Felle von jagdbaren Tieren, nichts auf einer Maske verloren. Warum? "Ja, weil es strafbar und gefährlich war. Denn, wer früher Steinbock-Hörner besaß musste doch ein Wilderer sein und es kam schon vor das solche Krampusse nicht mehr nach Hause kamen, so Andreas. Heutzutage tragen Krampusse auch Antilopen- oder Büffelhörner, die man früher nicht einmal kannte. Zu nicht jagdbaren Tieren gehören Kühe, Schafe und die Goas (Ziege), die problemlos verwendet werden durften.

Hörner für Krampus und Percht © TVB Puch - Gerber



Geschmäcker sind verschieden

Dürfte ich ein Krampus sein, würde ich mir eine traditionelle, nicht schreiende Maske aussuchen. Vielleicht sind es die Kindheitserinnerungen an die alten, eher eckigeren Masken von früher von den Original Pucher Krampussen beim Krampuslauf in Puch oder die etwas freundlicheren Fratzen, aber mir gefallen sie halt besser. Genauso gefallen mir die Krampusse im dicken Schafsfell besser, als die magere "Krampei" und bei den Hörnen ist es mir wichtig, dass diese nach oben zeigen. In der Jugendzeit war es mal modern (schätze ich), dass die Hörner nach vorne gerichtet wurden, das öfters mal ins Auge ging und dann mehr weh tat als so ein Rutenschlag auf die Beine. Doch Gott sei Dank sind Geschmäcker verschieden und so gleicht keine Maske der anderen. Jedes Stück von Rettei-Masken ist ein Unikat!

Maskenkunst von Stiegl Hell

So ein Unikat ist auch die Maske, die Ihr auf der Stiegl-Hell Flasche sehen könnt und Andreas auf Anfrage von Stiegl nachgeschnitzt hat. Die Maske am Etikett ist eine Besonderheit und soll das Bier vor bösen Geistern schützen. Zu sehen gibt es die Stiegl-Maske in der Brauwelt in Salzburg.



Fachgespräche: Krampus und Percht unter sich!

Was geschieht, wenn man bei einem Krampusmaskenschnitzer in der Werkstatt zu einem Interview sitzt? Es kommt ein Krampus- und Perchtenfreund vorbei und hat noch mehr über den Krampus- und Perchtenbrauch in Salzburg zu berichten. Denn Wolfgang Vogl von den Tennengauer Raunachtperchten der ebenso in Puch lebt, ist ein wandelndes Brauchtumslexikon und könnte stundenlang über die Traditionen und Entstehungen der Bräuchen berichten. Was er uns alles so erzählt hat, fasse ich Euch hier gerne kurz zusammen. Einen ausführlichen Bericht gibt es vielleicht im nächsten Jahr, dann unterhalte ich mich gerne nochmals länger mit ihm.

Wolfgang Vogl - Tennengauer Raunachtperchten © TVB Puch - Gerber

Unterschied von Krampus und Percht

Wolfgang erklärt, dass "der große Unterschied zwischen den zwei schaurigen Gesellen darin liegt, dass der Krampus der bestrafende Teil vom Heiligen Nikolaus Anfang Dezember ist und den man nach dem Nikolaustag am 6.12 eigentlich auch nicht mehr treffen sollte. Die Perchten wiederum erscheinen in den 12 Raunächten rund um Weihnachten, genauer gesagt 6 Tage vor und 6 Tage nach dem Christtag am 25.12. Gemeinsam mit den "Schiachperchten" (hässlich) gibt es weitere Perchtengestalten, wie den Schnabelpercht, die Hobergoaß, den Vogelpercht und die Frau Bercht, die gemeinsam von Haus zu Haus ziehen und mit dem Spruch "an Gsund, an Fried und an Reim" (Gesundheit, Frieden & Glück) Glück und Segen fürs nächste Jahr überbringen."

Weiters erklärt er, dass "neben dem Krampus der Heilige Nikolaus nur noch von einem Waldgeist oder Körbelmandl und Engerl begleitet wird. Hexen zum Beispielen gehören eigentlich zu den Perchten dazu. Ebenso kann man einen Krampuspass ohne Nikolaus mehr als Faschingsgilde bezeichnen, als einen Brauchtumsverein. Zudem sollte ein Krampus auch immer einer Kette bei sich tragen, da das an den gefallenen Erzengel Luzifer der an die Hölle gekettet ist, erinnern soll. Die Überlieferung kommt von den Nikolausspielen, wo der Heilige Michael gegen den Teufel gekämpft hat. Die Kette war auch nie zum Zuschlagen gedacht, sondern einfach das Symbol für "an die Hölle gekettet".

Andreas Rettenbacher und Wolfgang Vogl @ TVB Puch - Gerber



Raunächte & Perchten: Habt Ihr das gewusst?

Die Raunächte sind ein Kapitel für sich und wird beim nächsten Mal von unsere PUCH MAGAZIN AUTORIN Silja Parke genauer erklärt. Kurz zusammengefasst hier ein paar interssante Fakten von Wolfgang Vogl:

  • Das Wort PASS kommt von zusammenpassen, was die Krampusgruppen irgendwann einmal von den Perchten übernommen haben. Der Pass kommt aber eigentlich aus der Raunacht.
  • Die Heiligen Drei Könige haben das Jesuskind bereits am 26.12 besucht. Da die Kirche etwas für die heidnische Perchtennacht am 6. Jänner gebraucht hat, wurde daraus der Feiertag der Heiligen Drei Könige.
  • Jede der 21 Raunächte steht für ein Thema der Gesundheit und man sollte in jeder Raunacht mit etwas anderem "Rauchen gehen".
  • 4 große Raunächte sind übrig geblieben: die Christnacht am 24.12, die Nacht der unschuldigen Kinder am 28.12, die Silversternacht am 31.12 und die Perchtnacht am 5.12.
  • Die Thomasnacht am 21.12 ist der Tag der Wintersonnenwende aber keine Raunacht! Diese mystische Nacht war weit vor der christlichen Zeit und geht in ihrer Bedeutung in die Keltenzeit zurück.
  • Besonders ist das Perchtentreiben alle vier Jahre im Gasteinertal, wo sich der Brauch in Salzburg über Tirol entwickelt hat. 40 bis 160 Perchten ziehen dann in 2 Tagen durch das Tal. So 16 Kilometer und 300 Referenzen pro Tag!
  • Die Tennengauer Raunachtperchten ziehen alle 2 Jahre vom Vollerhof bis zum Kirchenwirt von Hof zu Hof und bringen Glück und Segen nach Puch. Hier gibt`s ein kurzes Video davon auf Facebook!

Rettei Masken aus Puch © TVB Puch - Gerber



Eine schöne Krampus- und Perchtenzeit 2021

Ich darf mich bei Andreas und Wolfgang ganz herzlich für die Zeit und die interssanten Infos bedanken. Es waren für mich besonders lehrreiche und interressante Stunden in der Maskenschnitzerwerkstatt von Rettei-Masken in Puch. Für Freunde des Krampus- und Perchtenbrauches ist die Zeit von Ende November bis Anfang November eine ganz besondere und intensive Zeit, der vorallem auch von den Familienmitgliedern mitgelebt bzw. unterstützt werden muss. Leider können die Bräuche und Traditionen der Krampusläufe und Kränzchen wieder nicht stattfinden und wir alle hoffen, dass es 2022 wieder uneingeschränkt möglich sein wird. Wenigstens sind Hausbesuche möglich und viele junge Passen besinnen sich auch wieder auf die alten Bräuche zurück.

Abschließend wünsche ich Euch eine schöne Krampus- und Perchtenzeit im Advent. Hier noch 3 Tipps für Euch, wo Ihr die Rettei-Masken auch dieses Jahr sehen könnt und wo Ihr von Andreas auch was gewinnen könnt:

3 Rettei-Masken Tipps:

1. Bis 7. Dezember könnt Ihr einen Rettei-Masken Krampus beim Sparmarkt in Puch besichtigen.

2. Die Sankt Jakober Weiherteufel ziehen mit ihren Rettei-Masken von 3. bis 5. Dezember in St. Jakob am Thurn von Haus zu Haus. Anmeldung für Hausbesuche unter: Tel. 0664/40399959

3. Eine selbstgemachte Kinder-Krampusglocke von Andreas gibt es beim Pucher Adventkalender zu gewinnen. Das Türchen von Rettei-Masken öffnet sich am 5. Dezember! Die Verlosung aller Preise findet gesammelt am 3. Adventsonntag am 19.12 statt!



Hier geht`s zur Rettei-Masken Werkstatt in Puch bei Salzburg:

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