Gräfin Wurmbrand & Ihr Weg zum Schlossturm
Die Geschichte hinter dem StraĂźenschild in St. Jakob am Thurn!
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Barbara / 25. August 2022 /
Event /
Menschen Weg-Einweihung, hohe Auszeichnungen und historische HintergrĂĽnde zum Fest
Am Samstag, den 30.7.2022 - einen Tag vor dem traditionellen Jakobikirtag, luden wir vom Tourismusverband Puch bei Salzburg, gemeinsam mit der Gemeinde Puch und den Jakobischützen zur „Feierlichen Einweihung des Gräfin-Wurmbrand-Weges“ in St. Jakob am Thurn ein. Lest weiter und erfahrt, warum, wer und was genau gefeiert wurde und bekommt weitere Infos über die einmalige Historie vom Schlossturm in St. Jakob am Thurn!
Feierliche Einweihung – der Festakt!
Auf Antrag vom ehemaligen Pucher Vizebürgermeister und Träger des dänischen Dannebrog-Ordens Franz Zehetner und mit Unterstützung des Tourismusverbandes Puchs, wurde bei der letzten Adressenumstellung in Puch der Weg zum Schlossturm, als „Gräfin Wurmbrand-Weg“ neu vergeben.
Nach 2-jähriger Verspätung konnte der Weg zu Ehren der dänischen Gräfin, mit einem kleinen Festakt mit den Abordnungen der örtlichen Vereine und einer dänischen Delegation feierlich eingeweiht werden. Begleitet wurde die Zeremonie bei Sonnenuntergang mit Ehrensalven der Jakobischützen und musikalischen Klängen eines Quintetts der Musikkapelle Puch.
Es freut uns, dass zahlreiche Ehrengäste der Einladung gefolgt sind. Im Bild seht Ihr von links nach rechts Franz Zehetner mit August Rettenbacher (Ehrenobmann TVB Puch), Bgm. Helmut Klose (Gemeinde Puch), Christian Rettenbacher (Obmann TVB Puch), Lisbeth Julhom-Unterberger (Leiterin der dänischen Kolonie von Salzburg), Dr. Michael Dyck (dänische Honorarkonsul von Salzburg) und Franz Haberhauer (Präsident der Österreichisch Dänischen Gesellschaft von Wien) unter dem neuen Straßenschild.
Einweihung & Segnung
Nach den Begrüßungsworten von Herrn Bgm. Helmut Klose wurde das Wegschild vor dem Schossturm von Herrn Franz Zehetner und Herrn Michael Dyck enthüllt und Herr Pfarrassistent Mag. Arno Stockinger nahm die Segnung im Beisein der örtlichen Vereine und einer dänischen Delegation vor.
Nach dem sehr interessanten historischen Rückblick von Herrn Univ.-Prof. DDr. Gerhard Ammerer (dazu später gleich mehr) und einer Ehrensalve der Jakobischützen gab es im Anschluss im Festzelt ein gemütliches Beisammensein bei Bier & Wein, sowie Köstlichkeiten vom Gasthof Der Schützenwirt!
Verleihung der Jubiläumsmedaille „Dannebrog 800 Jahre“
Besonders erfreulich war die überraschende Überreichung der dänischen Jubiläumsbedaille „Danneborg 800 Jahre“ während des Festaktes zur Einweihung des Gräfin-Wurmbrand-Weges.
Der dänische Honorarkonsul von Salzburg, Herr Dr. Michael Dyck überreichte die wertvolle Jubiläumsmedaille „DANNEBORG 800 JAHRE“ an den Bürgermeister von Puch bei Hallein, Herrn Helmut Klose und den Obmann des Tourismusverbandes Puch, Herrn Christian Rettenbacher. Er erwähnte in seiner Festrede die vielen guten Verbindungen zwischen Dänemark und Puch und bedankte sich für die ehrenvolle Einweihung vom "Gräfin-Wurmbrand-Weg" zum historischen Schlossturm.
Dannebrog 800 Jahre
Die dänische Nationalfahne "Dannebrog" ist die älteste Fahne der Welt und ist seit 2019 bereits 800 Jahre alt. Zu diesem Anlass wurde die Jubiläumsmedaille „Dannebrog 800 Jahre“ hergestellt, die aus Kupfernickel besteht, mit 24 Karat Gold vergoldet und die Fahne darauf mit Diamant- und Rubinstaub belegt ist. Herzlichen Glückwunsch zu dieser einmaligen Auszeichnung!
Wer war Gräfin Charlotte Wurmbrand-Stuppach?
Die Dänin Charlotte von Bornemann, später Gräfin Wurmbrand-Stuppach, spielte in den 1920er-Jahren eine wichtige Rolle in der Entwicklung von St. Jakob am Thurn als Fremdenverkehrsort und war auch sozial sehr engagiert.
Der Pucher Universitätsprofessor und Historiker Gerhard Ammerer, der auch unsere Pucher Ortschronik verfasst hat, erklärte bei der Zeremonie die historischen Hintergründe.
Unter dem neu errichten Wegschild findet man eine Erklärung über Gräfin Charlotte Wurmbrand-Stuppach von Gerhard Ammerer:
1924 kaufte die dänische Staatsbürgerin Charlotte von Bornemann, die wenig später den Österreicher Karl Graf Wurmbrand-Stuppach heiratete, die große Liegenschaft mit dem Wohnturm in St. Jakob am Thurn. Die neue Schlossherrin ließ das Gebäude renovieren und adaptierte es bald darauf als Gastwirtschaft und Fremdenpension, die bald viele Gäste anzog. Mit der Eröffnung des künstlich aufgestauten Sees im August 1929 erhoffte man sich eine Steigerung der Anziehungskraft des Ortes.
Sie half mit, den Verein der Jakobischützen wiederzugründen, stiftete eine Fahne sowie die langen roten Mäntel und Hüte mit Federbusch. Frau Gräfin Charlotte Wurmbrand-Stuppach wurde von den Jakobischützen daher "unsere Fahnenmutter" genannt. 1938 flüchtete sie vor den Nazis und starb 1975 im Alter von 77 Jahren in Svendborg auf der Insel Fünen.
Somit verdanken wir der dänischen Gräfin nicht nur den romantischen Weiher in St. Jakob am Thurn, sondern durch die Sanierung auch die Erhaltung vom Schlossturm sowie den Erhalt der Jakobischützen.
Wisst Ihr, dass der Weiher in St. Jakob auch einen Namen hat?
Bei der Einweihung zum See im Jahr 1929 wurde der Weiher zum "Carsten-See" benannt, zu Ehren dem früh verstorbenen Bruder der Gräfin Wurmbrand. Der Name konnte sich doch nie so richtig durchsetzen und geriet bald in Vergessenheit. Hier ein Bild aus der St. Jakob Chronik (2012, 2. Auflage, Susi Kermauner) vom Plakat und Bilder von der Badeanstalt bei der "Schlossrestauration" beim Turm in St. Jakob.
Schon damals kamen zur See-Einweihung der dänische Gesannte aus Wien, ein Minister und auch Landeshauptmann Rehrl zum durchaus exklusiven Festakt mit abschließenden Feuerwerk über den See.
Kurioserweise hat das Amt ein Badeverbot ausgesprochen und es dauerte weitere 2 Jahre bis der Weiher als Badsee offiziell genutzt werden durfte. Zuvor wurde der Betreiberin der Schlossrestaurants gesagt, sie solle den Gästen in Badekleidung unbedingt abweisen, die somit garnicht bedient werden hätten dĂĽrfen. Im Winter wurde der Weiher zum Treffpunkt von Eisläufern und EisstockschĂĽtzen.Â
Der Schlossturm und seine Geschichte
Als Wahrzeichen weitum bekannt, wacht der Schlossturm neben dem Weiher majestätisch über das Dorf in St. Jakob. Der Turm ist in Privatbesitz und wird nicht mehr wie damals zu Zeiten von Gräfin Wurmbrand als Gaststätte und Fremdenpension geführt.
Der sogennante "Turm zu St. Jakob" stammt vermutlich aus dem 12. Jahrhundert. Die damaligen Besitzer - das Rittergeschlecht der bedeutenden Herren von Thurn sind seit dem 12. Jahrhundert in St. Jakob nachweisbar, wobei das Schloss selbst erst 1274 erstmals erwähnt wird.
1538 wird ein Jörg Khnoll als Pfleger "zum Thurn" genannt. 1572 stirbt ein Andree Pleialter "zum Thurn in der Hofmark". Nach dem Tode von Alexander Hieronymus Freiherrn von Thurn zu Neubeuern (†29. August 1642) wurde 1647 Johann Graf Plaz mit dem Schloss Thurn belehnt. 1869 ging das Ritterlehen als freies Eigen über. 1924 wurde, wie bereits erwähnt, die Herrschaft St. Jakob an die Dänin Charlotte von Bornemann verkauft. Im Bild seht Ihr die Jakobischützen beim Schützentanz vor dem Schlossturm im Jahr 1937!
1939 wurde der Ansitz von der Gestapo konfisziert und teilweise an "Fliegergeschädigte" vermietet. Nach dem Krieg wohnte der Komponist Gottfried von Einem mit seiner Frau und seinem Sohn Caspar, dem späteren österreichischen Innenminister im Schloss. 1947 wurde der Besitz im Zuge eines Rückstllungsverfahrens an Gräfin Wurmbrand rückübereignet, die damals in Dänemark in sehr bescheidenen finanziellen Verhältnissen lebte. 1953 wurde das bereits stark vernachlässigte Schloss schlussendlich verkauft und durch den damaligen Besitzer Prunella und Willhelm Flatz gerettet. Der Turm befindet sich auch heute in Privatbesitz und wird von Familie Flatz bewohnt.
St. Jakob am Thurn im Herbst
Genießt das einmalige Video von St. Jakob am Thurn im Herbst und seht den einmaligen Ausblick über den Dächern des Schlossturms bis zur Festung Hohensalzburg.
Ein Fest zu Ehren der dänischen Gräfin in Salzburg
Herzlichen Dank an alle Mitwirkenden für den gelungenen Festakt zu Ehren von Grafin Charlotte Wurmbrand-Stuppach, die einst eine große Wohltäterin für unser St. Jakob am Thurn war!
Weitere Informationen über die Geschichte von Puch findet Ihr unter "Kultur & Geschichte erleben" oder BEI den Beiträgen über die "Gelebte Traditionen hier im PUCH MAGAZIN".
Hier geht`s nach St. Jakob am Thurn